Die Schiene wird leiser!

Wachstum auf der Schiene braucht die Akzeptanz der Anwohnenden. Unser Beitrag: die Halbierung des Schienenlärms.

Das Thema Bahnlärm begleitet den Sektor und speziell die Wagenhalter seit mehr als einem Jahrzehnt. Laute Güterzüge sind besonders für Anwohner vielbefahrener Strecken eine Belastung. Rollgeräusche waren bislang die Hauptquelle für den Lärm, der von Güterzügen ausgeht. Die Wagenhalter haben sich ihrer Verantwortung gestellt und gehandelt. Seit 2021 sind ihre auf dem deutschen Netz verkehrenden Wagen mit modernen Verbundstoffsohlen unterwegs. Die Umstellung auf die sogenannten Flüsterbremsen war mit milliardenschweren Investitionen und großem organisatorischen Aufwand verbunden. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Ihre Flotten fahren jetzt 10 Dezibel leiser, das entspricht einer Halbierung des Vorbeifahrgeräusches für das menschliche Ohr.

Was macht Güterzüge laut?

Die traditionell an Güterwaggons eingesetzten Bremsklötze aus Grauguss rauen die Laufflächen der Räder bei jedem Bremsvorgang auf. Raue Radlaufflächen aber rumpeln laut über die Schiene. Auch andere Faktoren haben Einfluss auf die Lautstärke des Güterzuges: der Zustand des Gleises zum Beispiel oder die Lauf- und Motorengeräusche der Lok.

Flüsterbremse: kleines Teil mit großem Effekt

Dank der neuen Verbundstoff-Bremssohlen sind Güterwagen heute wesentlich leiser unterwegs. Anders als die alte Bremstechnik mit Grauguss-Sohlen rauen die sogenannten Flüsterbremsen die Räder nicht auf. Im Gegenteil, sie glätten die Laufflächen. Der Effekt ist beeindruckend: Ein glattes Rad auf glatter Schiene halbiert das Rollgeräusch eines vorbeifahrenden Zuges.

Leise geht nur, wenn alle mitmachen

Das Schienenlärmschutzgesetz macht in Deutschland seit Ende 2020 den Einsatz lärmmindernder Bremstechnik auf dem deutschen Netz zur Pflicht – auch für ausländische Halter. Da Güterzüge oft aus Waggons verschiedener Herkunftsländer zusammengestellt werden, sind wir in punkto Lärmminderung darauf angewiesen, dass Halter europaweit mitziehen. Nur wenn mindestens acht von zehn Waggons eines Güterzuges leise rollen, erzielen wir den gewünschten Effekt von 50 Prozent weniger Lärm. Die privaten Wagenhalter begrüßen das gesetzliche Verbot für die Einfahrt lauter Wagen auf das deutsche Netz ausdrücklich. Spätestens 2024 wird es auf dem gesamten Schienennetz der Europäischen Union leiser werden. Dann treten die EU-Regelungen für die sogenannten „quieter routes“ in Kraft.   

Sieben Handlungsfelder für eine leise Bahn

Können wir noch weitere Fortschritte bei der Lärmminderung erreichen? Welche Stellschrauben haben in Zukunft den größten Effekt? Und wie kann gleichzeitig der wirtschaftliche Betrieb des umweltfreundlichsten Verkehrsträgers sichergestellt werden? Darüber sind wir weiter im Dialog mit Politik, Zivilgesellschaft, Forschung und Behörden. Ein Beispiel: das vom Umweltbundesamt finanzierte Projekt „Forum leise Bahnen“. Hier haben sich der VPI und seine Mitgliedsunternehmen aktiv eingebracht. Gemeinsam haben wir sieben Handlungsfelder identifiziert, entlang derer wir weiter für mehr Lärmschutz arbeiten wollen:

  • Formulierung neuer Lärmminderungsziele
  • Weiterentwicklung europäischer Standards
  • Optimierung betrieblicher Prozesse
  • Fortsetzung der Lärmminderung an der Infrastruktur
  • Flottensanierung des Güterwagenparks abschließen
  • Innovation und Forschung für leisere Bahnen vorantreiben
  • Baustellenlärm reduzieren
Lawrenz

Malte Lawrenz

Vorsitzender des VPI

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